„Wenn du mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehst, kannst du maximal auf die Nase fallen“, sagt Oma Rosa immer. Und daran hätte sie sich lieber halten sollen. Aber von vorne: In diesem Jahr half Oma Rosa auf dem Adventsmarkt von Püsselbeck beim Waffelbacken. Ihren Buchladen, die Bücherbutze, hatte sie extra zugemach und sich aus dem Fundus der Freilichtbühne ein Engelskostüm ausgeliehen. Mit ihrem weißen Haar, ihrem Lächeln und den riesigen Flügeln aus Kunststoff sah sie tatsächlich aus wie ein Weihnachtsengel. Leider machten die Ausmaße der Flügel das Hantieren in der kleinen Bude aber auch etwas schwierig. Und so kam Oma Rosa die Einladung vom Bürgermeister zu einem Spaziergang über den Adventsmarkt ganz recht. Bei einem abenteuerlichen Spektakel machten sie Halt: dem Bierkistenklettern. Ein kleiner Junge kletterte gerade wie ein Äffchen hinauf und baute den Turm immer höher und höher.

„Greta, wir dekorieren ein spektakuläres Wissenschaft-Bücher-Fenster! Das Perpetuum mobile hat mich darauf gebracht, das ist doch irre, wie so was funktioniert“, sagte Finn und malte mit den Händen große Kreise in die Luft. „Rätselhafte Phänomene, Experimente, berühmte Entdeckungen, das Weltall (…).“

Während Finn und Greta sich noch stritten, wer als Nächstes dran ist, hörten sie die Leute hinter sich sagen: „Schaut mal, eure Oma.“ Wie hypnotisiert beobachteten Greta und Finn nun, wie Oma Rosa sich kichernd den Sicherheitsgurt anlegte und der Bürgermeister das andere Ende des Seils packte. Greta und Finn bekamen schon etwas Angst. Auch wenn ihre Oma jede Woche joggen ging und sogar täglich Yoga machte; mit dem dicken Engelskostüm sah sie gerade so gar nicht sportlich aus – und die Jüngste war sie ja auch nicht mehr. Trotzdem lief alles sehr gut. Oma stapelte eine Kiste nach der anderen: fünf, sechs, sieben … Doch dann blieb sie plötzlich mit dem Fuß in ihrem Kostüm hängen, befreite sich zu ruckartig, der Turm fiel in sich zusammen und der Oma-Engel donnernd mit ihm. Oma Rosa landete auf dem Rücken und es knirschte schrecklich. Der Notarzt kam und es ging ab ins Krankenhaus. „Oberschenkelhalsbruch“, lautete die Diagnose.

Illustration aus Weihnachten in der Pfeffergasse


Was nun? Eigentlich sollte Oma doch auf sie aufpassen, während Papa arbeiten musste und Mama bei einer Fortbildung war. Omas „Bücherbutze“ würde ihr Mitarbeiter schon schmeißen. Doch der verschusselt plötzlich ständig die Bestellungen der Kunden und sieht schrecklich traurig aus. Ob die Geschwister es schaffen, ein schönes Weihnachtsfest für alle auf die Beine zu stellen, ohne die Erwachsenen in das Chaos einzuweihen?

Sarah Bosse: Weihnachten in der Pfeffergasse, 184 Seiten, ab 8 Jahren, 12,99 Euro. ISBN: 978-3649625513 (Anzeige)*

*Bei diesen Links handelt es sich um einen Affiliate-Link. Das heißt ich bekomme bei einer Bestellung eine kleine Provision. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.