Steht Daniela Drescher auf dem Cover, kann man sich sicher sein, dass das Buch in eine zauberhafte Märchenwelt entführt. Hat die Illustratorin es auch noch selbst geschrieben, taucht man gleichzeitig ein in die Natur. Es geht es in verwunschene Gärten und abenteuerliche Wälder – zu Wichteln, Elfen, Zwergen oder auch Hexen.

jungesbuch: Sie können beides – Schreiben und Illustrieren. Was entsteht zuerst? Die Geschichte oder saß etwa eines Tages Giesbert auf der Regentonne und sie dachten: Für ihn lasse ich mir nun Abenteuer einfallen?

Daniela Drescher: Meistens geht das Schreiben und Malen Hand in Hand. Bei Giesbert allerdings war es tatsächlich so, dass ich während eines gewaltigen Wolkenbruches von meinem Atelierfenster aus zusah, wie die Regentonne übersprudelte. Das tat ich eine ganze Weile und plötzlich war Giesbert in meinen Gedanken und meinem Herzen (auch der Name war sofort dabei). Ich setzte mich an den Maltisch und malte ihn: Giesbert war geboren. 

jungesbuch: Sie erschaffen eigene Bücher mit Texten und Illustrationen, illustrieren aber auch fremde, märchenhafte Werke. Wie gehen Sie an diesen Teil Ihrer Arbeit heran? 

D: Das Malen von Märchen ist für mich immer so etwas wie die „Königsdisziplin“ im Illustrieren. Es geht zwar um meine eigene Interpretation, dennoch möchte ich eine Gültigkeit, sozusagen den  „Grundton“ finden, der in all den Menschen klingt, die die Märchen kennen. Märchen sind ja Kulturgut, und das verpflichtet irgendwie.

j: Ihre Bücher entführen in zauberhafte Phantasiewelten, erzählen von Nixen, Wichteln, Zwergen oder auch einer Zauberin, die mit einem Drachen zusammenwohnt. Warum lieben Sie das Phantastische so sehr? Brauchen Kinder Märchen, brauchen wir Märchen?

D: Wir brauchen alles, was die Phantasie in unseren Kindern weckt, das glaube ich aus tiefstem Herzen. Mit meinen Geschichten möchte ich in unseren Kindern die Kraft der Phantasie beflügeln. Denn eine Kraft ist es! Ich bin überzeugt, dass fantasievolle Kinder zu lebensnahen und visionären Erwachsenen werden. Weil sie sich erlauben werden, anders zu denken, mit dem Herzen zu denken. Und solche Menschen brauchen wir für unsere Welt.

j: Wenn man Ihre Bücher betrachtet, könnte man meinen, dass sie selbst in einem kleinen verwunschenen Wald wohnen, wo Klaus Sausebraus, Pippa, Pelle und Co. jederzeit um die Ecke kommen könnten.

D: Ich wohne zwar nicht im Wald, aber ich sehe ihn von meinem Atelierfenster aus, fünf Gehminuten von unserem Haus entfernt. Und ich gehe fast jeden Tag in diesem wundervollen, großen Buchenwald spazieren. Wir haben einen Garten, der beinahe überquillt vor lauter Kräutern und Blumen, und in dem es den ganzen Sommer über summt und flattert. Es gibt einen Staketenzaun, an dem sich Wicken entlang häkeln, Apfelbäume und natürlich eine Regentonne. Alles ist so, wie in den Giesbert Büchern beschrieben, nur kleiner und auch die Nachbarn sind näher, als dies vielleicht bei den Büchern den Eindruck macht. 

j: Nach dem Studium der Kunsttherapie haben Sie zunächst zehn Jahre lang maltherapeutisch mit Kindern gearbeitet. Damals entstanden auch ihre ersten Geschichten. Können Sie kurz erzählen, wie? Gemeinsam mit den Kindern?

D: Ich malte Bilder zu einigen meiner eigenen Reime, die sich in der therapeutischen Arbeit mit Kindern sehr bewährt hatten. Ich bebilderte sie für meine eigenen vier Kinder, einfach so….

J: War Ihr erstes Buch „Komm mit ins Elfenland“ auch das erste Manuskript, das sie fertiggestellt hatten?

D: Ja, das war wirklich so. Die Bilder, die ich zu meinen Reimen gemalt hatte, passten zusammen und ich dachte, dass es vielleicht ein Buch werden könnte. Also reichte ich dieses Manuskript ein (damals noch als Farbkopien, ich glaube, so könnte man inzwischen an keinen Verlag mehr heran treten) und: Es wurde angenommen. Die Sterne waren mir wohl gewogen….

j: Viele Bilderbücher entstehen nur noch am Computer. Weder Blätter, noch Stifte, Farben und Pinsel kommen zum Einsatz. Können Sie sich so ein Arbeiten für sich vorstellen?

D: Nicht für mich. Ich brauche Farbtuben, Stifte und Pinsel in der Hand.

j: Ihre Illustrationen haben einen hohen Wiedererkennungswert. Können Sie Ihren Stil beschreiben? Und wie hat er sich im Laufe der rund 20 Jahre Ihres Schaffens verändert? 

D: Mein Stil hat sich mit den Jahren schon verändert. Er wurde feiner, ausgeprägter – ich habe mit jedem Buch etwas gelernt. Aber eines ist geblieben: Ich male immer noch aus dem Herzen heraus.

j: Möchten Sie zum Schluss noch etwas über Ihr aktuelles Projekt verraten?

D: Das mache ich gerne. Ich arbeite momentan am vierten Giesbert Buch, und habe wieder große Freude daran (Giesbert auch) – Und übrigens…pssst… er wird zum ersten mal auch den Wald kennen lernen, von dem ich vorhin erzählt habe…

j: Liebe Daniela Drescher, ich danke Ihnen ganz herzlich für das Interview.

D: Es war mir ein Vergnügen – ich danke Ihnen!